KI im Design: Wird Kreativität das Opfer der Effizienz?

Ideengeber mit Turbo: Wenn KI neue Perspektiven aufmacht
Der wahre Reiz von KI liegt oft nicht im fertigen Output, sondern im Prozess. Kreativität bedeutet nicht, alles aus dem Nichts zu schaffen – sondern Bestehendes neu zu kombinieren, zu variieren, zu hinterfragen. Genau hier liegt die Stärke von KI: Sie liefert Denk-Anstöße, auf die wir vielleicht selbst nicht gekommen wären.
KI denkt nicht linear. Sie schlägt mal schräge, mal geniale, mal total absurde Richtungen vor. Aber gerade diese Reibung bringt oft den zündenden Funken. Ein ungewöhnlicher Farbkontrast, ein irritierender Bildstil, ein unlogischer Textvorschlag – und plötzlich ist man nicht mehr in der gewohnten Komfortzone, sondern mitten in einer echten kreativen Auseinandersetzung.
Kreativität vs. Effizienz: Gegensatz oder Dream-Team?
In klassischen Arbeitsprozessen wurde Kreativität oft gegen Effizienz ausgespielt. Kreative Prozesse brauchen Zeit, Tiefe, Iteration – das ließ sich schwer mit Deadlines und Budgets vereinbaren. KI schafft hier eine neue Balance. Denn durch automatisierte Vorarbeit (z. B. schnelle Varianten, Bildvorschläge oder Textentwürfe) bleibt mehr Raum für die eigentliche kreative Feinarbeit. KI übernimmt die Fleißarbeit – wir übernehmen mit unserer Erfahrung und Expertise das Feingefühl. Richtig eingesetzt, wird Kreativität dadurch nicht eingeschränkt, sondern gestärkt. Effizienz entsteht nicht statt, sondern durch mehr kreative Freiheit.
Was KI (noch) nicht kann
KI kann keine Haltung entwickeln. Kein Gespür für Markenwerte, kein Verständnis für Kultur oder Zeitgeist – außer das, was ihr antrainiert wurde. Und selbst das bleibt oft oberflächlich. Wer nur auf KI setzt, bekommt oft einen generischen Look – glatt, perfekt, aber seelenlos.
KI als Co-Kreative – aber nicht als Kreativdirektor:in
Die besten kreativen Ergebnisse entstehen nicht trotz KI, sondern mit ihr – wenn wir ihre Stärken kennen und ihre Schwächen einordnen. Wir brauchen keine Romantisierung der menschlichen Kreativität, aber auch keine Panik vor Automatisierung. Die Zukunft ist hybrid. Und wir stehen erst ganz am Anfang.
Darum meine Empfehlung: Nutzen Sie KI wie Photoshop. Als Werkzeug. Nicht als Entscheidungsträger.

KI als Starthelfer nutzen: Der leere Bildschirm hat Konkurrenz bekommen
Jede:r Kreative kennt ihn: den Moment vor dem weißen Blatt, dem leeren Bildschirm oder dem frisch geöffneten Layout. KI-Tools wie ChatGPT, Midjourney, DALL·E oder Runway bieten hier mittlerweile echte Unterstützung – sie generieren erste Ideen, liefern Moodboards, schreiben Texte oder visualisieren Konzepte. Gerade in der Konzeptionsphase kann KI wie ein schneller Sparringspartner agieren, der nicht schläft, nie müde ist und auf Zuruf liefert.
Aber diese Outputs sind lediglich Rohmaterial. Wer sie als Endergebnis begreift, verkennt die Rolle von Kreativität. Die eigentliche Leistung liegt darin, diese Impulse zu filtern, zu formen und mit echtem Designverständnis weiterzudenken, anzupassen und zu formatieren, zum Beispiel als Reinzeichnung oder Druckvorlage.
Kreativität = Kombination + Kontext
KI kann generieren, was sie gelernt hat – und das ist viel. Aber sie kombiniert Bestehendes, ohne Kontext zu „fühlen“. Emotionale Tiefe, Subtext oder Stilbrüche sind menschliche Werkzeuge. Als Designer:innen übersetzen wir Markenidentitäten, schaffen Atmosphäre, setzen gezielt Kontraste. KI kann dabei assistieren, aber sie ersetzt nicht die Fähigkeit, visuelle Sprache in einen kommunikativen Kontext zu setzen.
Ein Beispiel: Ich habe kürzlich ein Branding-Projekt gestartet. Dabei habe ich mithilfe von generativer KI erste visuelle Richtungen exploriert – schnell, breit gefächert, überraschend. Aber die finale Farbwelt, das Schriftsystem, die Tonalität der Marke – das alles entstand erst im echten kreativen Prozess. Der KI-Part war hilfreich, aber nie führend.
Typische Einsatzfelder in der Praxis
In meiner Arbeit als Designerin nutze ich KI-Tools vor allem in diesen Bereichen:
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Ideation & Brainstorming: Moodboards, Claims, Farbstimmungen, erste Wireframes
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Textgenerierung: SEO-Basistexte, Alternativen für Call-to-Actions, Microcopy
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Bildbearbeitung & Visuals: Mockups, schnelle Visualisierungen, Bildgenerierung für Präsentationen
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Automatisierung: Vorschläge für Navigationsstrukturen, Sitemap-Logiken oder Accessibility-Checks
Use Cases und die passenden Tools
KI ist kein Kreativkiller – sie ist ein Verstärker für Ideen. Wer die Werkzeuge kennt und gezielt einsetzt, kann schneller, umfassender und tiefgründiger denken.
Dabei bleibt unser eigenes Urteilsvermögen die wichtigste Ressource: zu wissen, wann man der KI folgt – und wann man bewusst gegen sie arbeitet. Häufig wechsle ich auch zwischen verschiedenen Tools, und bei vielen Programmen ist mittlerweile auch eine KI-Assistenz integriert. Hier ein kleiner Blick in die Praxis:Naming & Claiming mit neuroflash
🔧 Tool: neuroflash
📌 Einsatz: Entwicklung von Marken-Namen, Slogans und Tone-of-Voice-Ansätzen
💡 Wie ich’s nutze: Ich erstelle ein Markenbriefing (Branche, Zielgruppe, Werte) und lasse mir dann 20+ Varianten generieren. Oft ist nichts direkt verwendbar – aber in der Summe entstehen sprachliche Richtungen, die ich dann verfeinere oder mit der Kundin gemeinsam weiterentwickle. Besonders hilfreich ist das Tonalitäts-Feature ("freundlich", "selbstbewusst", "seriös"), um ein Gespür für Stilrichtungen zu bekommen.
Visuelle Stilfindung mit Midjourney + KI-Prompts von PromptBase
🔧 Tools: Midjourney + PromptBase
📌 Einsatz: Generierung von Moodboards, Stilwelten und visuellen Referenzen
💡 Wie ich’s nutze: Für Branding-Projekte nutze ich Midjourney, um erste visuelle Richtungen zu explorieren – z. B. „Retro-Futurismus trifft auf Bio-Ästhetik“. Besonders spannend ist die Kombination mit Prompt-Vorlagen von PromptBase, um schneller stilsichere Ergebnisse zu erzielen. So entstehen alternative Bildsprachen, die ich dann in Präsentationen als Diskussionsgrundlage nutze – deutlich schneller als durch manuelles Pinterest-Scraping.
Content-Ideen für Webseiten mit ChatGPT + Frase
🔧 Tools: ChatGPT (GPT-4o) + Frase.io
📌 Einsatz: Strukturierung von Webseiten-Inhalten, SEO-relevante Themenvorschläge
💡 Wie ich’s nutze: Ich lasse mir basierend auf einem Keyword-Set (z. B. „nachhaltige Hautpflege Hamburg“) Content-Ideen, Themencluster und mögliche Unterseiten generieren. Frase analysiert parallel dazu die Wettbewerbslandschaft und gibt Hinweise auf semantisch verwandte Begriffe. Das spart enorm Zeit beim Einstieg und hilft, die Informationsarchitektur früh strategisch aufzubauen.
Erstellung von Präsentationen mit gamma
🔧 Tools: Gemini + gamma
📌 Einsatz: Strukturierung von Inhalten, Erstellen von fertigen Präsentationen
💡 Wie ich’s nutze: Um Präsentationen effizient zu erstellen, nutze ich Gemini, um Content-Ideen und Themencluster für ein bestimmtes Thema (z. B. „Trends im E-Commerce 2025“) zu generieren. Diese Ideen umfassen relevante Unterthemen und Seitenstrukturen. Anschließend verwende ich Gamma, um die Ideen in visuell ansprechende Präsentationen umzuwandeln, indem ich einfache Layouts und Vorlagen nutze, die den Inhalt übersichtlich und ansprechend darstellen.
10 KI-Tools für Designer:innen
Hier habe ich einige gängige Anwendungen zusammengestellt. Diese Tools eignen sich hervorragend, um den Designprozess mithilfe von integrierter KI zu beschleunigen und die Kreativität zu fördern. Die Einsatzmöglichkeiten von KI im Design sind nahezu unbegrenzt und können teilweise sowohl von Einsteigern als auch von erfahrenen Designern genutzt werden.
🔗 Adobe Sensei
Adobe Sensei ist die KI- und Machine-Learning-Plattform von Adobe, die eine Vielzahl von Design-Tools unterstützt, darunter Photoshop, Illustrator und InDesign. Es hilft bei der Automatisierung von Bildbearbeitung, Bildoptimierung und Content-Erstellung.
🔗 Canva
Canva ist ein benutzerfreundliches Design-Tool, das mittlerweile auch KI-gestützte Funktionen wie automatische Design-Vorschläge, Bildbearbeitung und Textgenerierung integriert hat.
🔗 Fotor
Fotor bietet KI-basierte Bildbearbeitung und Design-Tools, einschließlich einer KI-Bildverbesserung und Hintergrundentfernung. Ideal für schnelle und einfache Designs.
🔗 Runway
Runway bietet eine Vielzahl an KI-Tools für Design, darunter Bildbearbeitung, Videobearbeitung und die Generierung von visuellen Inhalten, die durch KI gestützt sind.
🔗 Artbreeder
Artbreeder nutzt Generative Adversarial Networks (GANs), um kreative, realistische oder künstlerische Bilder zu generieren und zu kombinieren. Ideal für digitale Künstler und Designer.
🔗 Designhill Logo Maker
Ein KI-gestütztes Tool zur Logo-Erstellung. Es bietet eine Vielzahl von Vorlagen, die durch KI angepasst werden können, basierend auf den Eingaben des Nutzers (z. B. Stil, Farben und Branchen).
🔗 VistaCreate
VistaCreate bietet viele AI-gestützte Design-Features, um schnell Grafiken, Social-Media-Posts und andere Designs zu erstellen.
🔗 Designify
Designify ist ein KI-Tool, das automatisch Bilder verbessert und Designvorschläge macht. Es hilft, Bilder zu optimieren und professionell zu gestalten, ohne manuelle Eingriffe.
🔗 Luminar AI
Luminar AI nutzt KI zur Fotobearbeitung, um automatisch Beleuchtung, Farben und Komposition zu optimieren und dabei kreative Filter und Effekte hinzuzufügen.
🔗 Lobe (Microsoft)
Lobe ermöglicht es Designern und Entwicklern, KI-Modelle ohne Code zu erstellen. Es ist besonders hilfreich für kreative Projekte, bei denen maschinelles Lernen zur Bild- oder Textverarbeitung benötigt wird.
Lust auf einen Austausch?
Ich hoffe, dieser kurze Exkurs hat Ihnen gezeigt, dass es nicht darum geht, ob man KI im kreativen Prozess nutzt, sondern wie man sie nutzt.Wie integrieren Sie KI in Ihren kreativen Workflow? Schreiben Sie mir – ich freue mich darauf, Ihre Perspektive zu hören!